Manifestationen der Kraft


Kraft

Kraft ist ein grundlegender Begriff der Physik. In der klassischen Physik versteht man darunter eine formverändernde Größe, die einen festgehaltenen Körper verformen und einen beweglichen Körper beschleunigen kann. Kraft ist erforderlich, um Arbeit verrichten zu können. Wirkt Kraft ein, verändert sich der Systemzustand des betroffenen Körpers. Außerhalb der physikalischen Fachsprache bezeichnet man mit „Kraft“ oft eine körperliche oder geistige Dimension, die von einem bestimmten Träger ausgeht. Dadurch, dass er diese „Kraft besitzt“, ist er zu bestimmten Handlungen fähig und kann bestimmte Wirkungen erzielen. Eine einmal gefasste Absicht kann in die Tat umgesetzt werden kann. Damit steht der Kraftbegriff in enger Verbindung zum Kausalprinzip: Das Ausüben der Kraft ist Folge des Entschlusses einer Absicht; die hervorgebrachte Wirkung ist die Folge des Einwirkens der Kraft. Ausgehend von den einfachsten Beispielen, wie des willentlichen Bewegens der Teile des eigenen Körpers oder von Gegenständen, sind letztlich alle Vorgänge, die einen unterstellten „natürlichen“ Zustand oder Ablauf der Dinge verändern, auf das Einwirken von Kräften zurückzuführen.

Die uns umgebende Umwelt ist voll von spiritueller Kraft. Die allen Dingen innewohnende vitale Kraft, der Geist des betreffenden Wesens, gilt im animistischen Weltbild und in den Lebensrealitäten schamanischer Kulturen als Selbstverständlichkeit. Diese Kraft in uns und in allem, was uns umgibt, bedingt ebenso die Erkenntnis, das alles miteinander interagiert, sich gegenseitig beeinflusst, sich verändert und entwickelt. Eine derartige Sichtweise offenbart mannigfaltige Möglichkeiten, bewusst und mit Absicht mit all diesen Kräften zu arbeiten. Die zugrundeliegenden Vorgänge sind in der alltäglichen Wirklichkeit nicht immer wahrnehmbar, deren Manifestationen hingegen sehr wohl.

1Vgl. dazu Urban, Roland (2014): Über Kraft. In: Picard, Winfried, Wohlfarter, Sylvia (Hrsg.): Schamanismus heute: Aktuelle Berichte aus Forschung und Praxis. Ahlerstedt: Param. S. 193-220. 
2Vgl. etwa Böge, Alfred, Eichler, Jürgen (2005): Physik: Grundlagen, Versuche, Aufgaben. 10., überarb. u. erw. Aufl. Wiesbaden: Vieweg + Täubner. S. 30ff.; Feynman, Richard P., Leighton Robert B., Sands, Matthew (2015): Feynmans Vorlesungen über Physik. Band 1: Mechanik. 6. Aufl. Berlin, Boston: de Gruyter. Kap. 12.



Quellen der Kraft

Öffnet man seine Wahrnehmung für die Gesamtheit der Kräfte, ist eine Ausrichtung auf das große Ganze fast selbstverständlich. Die konkrete Absicht, das Anliegen der betreffenden KlientInnen oder Gemeinschaft, erzeugt sowohl Ausgangs- als auch Kristallisationspunkt. Regelmäßig stehen Ausprägungen mangelnder Kraft bzw. Ereignisse, für deren erfolgreiche Bewältigung viel Kraft benötigt wird, im Mittelpunkt: Geburten, Krankheiten, Sterbeprozesse, Unwetter, Naturkatastrophen sowie sämtliche Formen menschlicher Unzulänglichkeiten und Herausforderungen. Es wird ein Rahmen eröffnet, der das auszudrücken ermöglicht, was auszudrücken ist – Trauer, Schmerz, Ohnmacht, aber auch Freude, Liebe und Humor. Schamanisch betrachtet sind all diese Vorgänge ein natürlicher Teil der Lebensweise innerhalb des großen Ganzen. Im Kern der schamanischen Arbeit mit den Kräften und ihren Manifestationen geht es immer um das Aufrechterhalten bzw. Herbeiführen einer natürlichen Ordnung, einer Balance, in der alles seinen Platz finden und haben kann.

Jeder Mensch braucht Kraft – und bezieht diese auf unterschiedlichste Weise. Eine der reichsten Quellen der Kraft ist die uns umgebende Natur, mit all ihren Kraftmanifestationen. Seit jeher suchen Menschen bestimmte natürliche Plätze auf, um mit den dort ansässigen Kräften in Kontakt zu kommen, um Heil zu erbitten, oder um Antworten zu finden. Felsformationen, Berge, Hügel oder Plateaus, Wasserfälle, Quellen und Seen, Höhlen und Erdlöcher, Bäume, Haine und Ansammlungen von spezifischen Nutz-Heilpflanzen werden regelmäßig als spirituell wichtige Orte genannt. Klassische Beispiele betreffen etwa die Black Hills / Montana (USA), Yosemite National Park / Sierra Nevada (USA), Ayers Rock / Australien, Stonehenge / Großbritannien, oder die Ermitage in Arlesheim/ Schweiz. Menschen werden in-spiriert von diesen Orten und Naturphänomen, die eine besondere Kraft repräsentieren. 

Jeder gegen innen und außen wache Mensch ist fähig, solche Kraftorte zu finden. Wohl jeder von uns hat seine „Lieblingsorte“ in der Natur: einen mächtigen Baum, eine bestimmte Stelle am Ufer, einen Felsvorsprung in den Bergen, einen Hügel mit Ausblick. Über diese „großen“ oder „kleinen“ Kraftplätze verbinden wir uns mit der natürlichen Umwelt, gleichzeitig aber auch die umgebende Natur sich mit unserem Innersten. Durch die Arbeit mit den Kräften in und um uns werden wir wieder, ganz bewusst, Teil der Ökologie. Das heißt: Ich bin Natur, genauso wie der Stein, auf dem ich sitze, der Baum, an dem ich lehne, und der Wind, der in meinen Haaren spielt. Diese Form der Beziehung auf Augenhöhe verändert unsere Sichtweise auf die Natur dramatisch. Bin ich ein Teil der Ökologie, versuche ich wohl kaum, meine Heimat zu zerstören. Im Gegenteil, ich wünsche mir Kontakt, um zu lernen und zu staunen.


Wege zur Kraft

Die schamanische Praxis hält eine große Vielfalt von Werkzeugen bereit, die es uns möglich machen, Kräfte der Natur in einfachster Form zu erfahren, damit zu arbeiten, Erfahrungen zu sammeln und die Welt, so wie sie ist, tiefer verstehen zu lernen. Beispielhaft seien genannt:
Visionssuchen, allgemein die Einsamkeit in der Natur, Höhlenrituale, Pflanzenkunde, und viele weitere mehr.

Visionssuchen etwa umfassen eine bewusste Isolation von der Gemeinschaft, Einsamkeit, das Verharren an einem spezifischen Platz und die demütige Hinwendung zur Natur – mit der Absicht, Antworten und Visionen zu finden, Heilung zu erfahren und neue Kraftquellen zu erschließen. Das Überwinden eigener Zweifel, Ängste und Emotionen ist notwendig, um die Offenbarungen wahrnehmen und erkennen zu können. Die Antworten kommen von den Geistern, werden als heilig angesehen und sind nicht nur für das Individuum, sondern auch für die Gemeinschaft der sodann Zurückgekehrten relevant.

Ähnliches kennen wir von Höhlen oder Dunkelheitsritualen: Die Menschen setzen sich fastend, einsam, in eine Höhle oder einen für das Ritual kreierten Raum. Mit der Absicht, zu lernen, Visionen, Erscheinungen und geistige Vorgänge zu erleben die der Gemeinschaft übermittelt werden. zu lernen, um der Gemeinschaft Erkenntnisse und Wissen zurück zu bringen. Und/oder, um Kontakt und Verbindung zu bestimmten Geistern herzustellen. Die Dunkelheit und das Ausblenden von visuellen Eindrücken stellen ideale Vorraussetzung dafür dar, die sich einstellenden Phänomene unabgelenkt wahrzunehmen.  

3Vgl. etwa Drysdale, Vera L. (ed.) (1995): The Gift of the Sacred Pipe. Based on Black Elk´s account of the seven rites of the Oglala Sioux. As originally recorded and edited by Joseph Epes Brown. Norman, London: University of Oklahoma Press; Lyon, William S. (2012): Spirit Talkers: North American Indian Medicine Powers. Kansas City: Prayer Efficacy Publishing. 


Manifestationen

Selbstverständlich ist es auch uns – in unseren natürlich und kulturellen Gefilden – möglich, derartige Voraussetzungen zu schaffen. In Partnerschaft mit den Geistern können wir unsere eigenen Erfahrungen machen, können wir von den uns umgebenden Kräften – und über ihre natürlichen Manifestationen sowie unseren Platz darin – lernen. Konkretes Wissen muss erworben, konkrete Praxis gesammelt und entwickelt werden. 

Es bedarf eines bestimmten Ortes, natürlich oder kreiert, eines Rahmens, um mit den Geistern in in Kontakt zu kommen, um sie zu erleben und von ihnen berührt zu werden. Unsere Vorbereitung, unsere Absicht und Zeit, unsere Möglichkeiten der Sinne und Wahrnehmungen, unsere Bereitschaft, sind wesentliche Aspekte bzw. Vorbedingungen der eigentlichen Manifestation der Kraft. 

Ebenso wie das Anliegen, welches üblicherweise mit der Gemeinschaft in Verbindung steht. Für dieses Anliegen werden die Geister konsultiert, um ein Ritual zu erhalten, das der Gemeinschaft Antworten und Kraft zurückbringt – oder das neue Kraft generiert bzw. verfügbar macht. Es gilt, das Thema klar zu formulieren, mit den Geistern in Kontakt zu treten, Visionen und Antworten zu erhalten, Unterweisungen zu erleben, um dann zurückzukehren und die Kraft für die Gemeinschaft oder Einzelne sichtbar zu machen, zu manifestieren.

Dazu ein konkretes Beispiel aus dem Jahr 2014:
Anlässlich der 800 Jahr Feier der katholischen Kirche wurden wir gebeten, das Thema Hexenverbrennung in der Schweiz in einem bestimmten Dorf in den Schweizer Bergen rituell zu begleiten. Der Kontakt mit den BewohnerInnen und GeschichtsliteratInnen, dem Ort selbst und den Geistern vor Ort ergab folgende rituelle Gestaltung: Wir errichteten drei Pfähle, die bildliche Darstellungen von Frauen enthielten – Jungfrau, Mutter, Alte Weise. Die drei Pfähle stellten ebenfalls den im Dorf noch vorhandenen Galgen dar. Auf einem der Pfähle errichteten wir einen symbolisierten Scheiterhaufen, jedoch in der umgekehrten Richtung. Dies sollte die Kraft zurückrufen, die durch das Leid verloren ging. 

Um zehn Uhr abends, 12 Stunden vor der einst üblichen Zeit der Verbrennungen auf dem Dorfplatz, wurde mit der
Manifestation der Kraft begonnen. Der ganze Dorfplatz war dunkel, alles Licht aus, die Menschen aus dem Dorf strömten aus allen Gassen zum Dorfplatz. Mit musikalischer und textlicher Untermalung wurde der Pfahl zu einem bestimmten Zeitpunkt in Brand gesteckt. Die DorfbewohnerInnen blieben schweigend und andächtig während des Abbrennens stehen. 

Nach dem Brand wurde ein Bergkristall aus der Region auf den Brandrest des Pfahles gesteckt. Die DorfbewohnerInnen ließen die Pfähle noch einige Zeit stehen, in Erinnerung an das Erlebnis. Einige Bewohnerinnen äußerten sich nachträglich sinngemäß: „Endlich wurde der Frau wieder ein Teil ihrer Würde zurückgegeben.“

4Vgl. dazu auch Harner, Michael (2013): Höhle und Kosmos: Schamanische Begegnungen mit der verborgenen Wirklichkeit. München: Ansata. S. 25ff.

Wir möchten mit unserer Arbeit unseren Planeten, die Natur, die ökologischen Zusammenhänge erleben, verstehen und als lebendige Kräfte betrachten. Unsere eigene Kraft ist ein Teil davon. Alle Teile zusammen bedingen das große Ganze, in das wir eingebettet sind. Sie bedingen unser Verhalten, unser Bewusstsein, so wie unser Verhalten, unser Bewusstsein und unsere Kraft auf das Heil von letztlich allem und jedem einwirkt, sie beeinflusst und verändert. 

5Ein Ritual kann als eine (festgelegte) Abfolge von Handlungen definiert werden, die auf bestimmten spirituellen Grundsätzen und Bräuchen basiert (lat. ritualis – den religiösen Brauch betreffend; siehe Pons (2018): Ritual. https://de.pons.com/übersetzung/latein-deutsch/ritualis; 10.05.2018)

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